Exkurs: Somatotopie

Sensorische Reize werden im Gehirn in ihren jeweiligen Rindenfeldern verarbeitet. Die notwendigen Informationen erreichen diese Gebiete über Nervenfasern aus den Sinnesorganen in der Peripherie und die Verschaltung im Thalamus. Eine bestimmte Region ist dabei (mehr oder weniger) stabil mit einem bestimmten Abschnitt in der Rinde verbunden – beispielsweise werden Reize des linken Fingers immer in denselben Arealen der rechten sensorischen Rinde verarbeitet.

Spannenderweise werden benachbarte Körperregionen auch im Gehirn „benachbart“ verarbeitet. Dieses Prinzip nennt man Somatotopie. Man kann es sich in etwa wie eine Landkarte unseres Körpers vorstellen, die sich in unserem Gehirn befindet. Eine Vielzahl solcher somatotopischen Karten ist bereits in unserem Gehirn entdeckt worden, unter anderem auch im Thalamus. Besonders deutlich sieht man es allerdings bei somatosenorischen und motorischen Rindenfeldern.

Allerdings sind somatotopische Landkarten nicht maßstabsgetreu: Je mehr sensorische Fasern von einer Region kommen, desto größer ist der Teil des Rindenfeldes, den sie einnimmt. Statt der Größe einer Hautregion bestimmt also die Anzahl beziehungsweise die Dichte an Rezeptoren in der Haut, wie groß ihre somatotopische Repräsentation ist. Beispielsweise nimmt die Repräsentation der Lippen im Gehirn eine größere Fläche als die der Oberschenkel ein, obwohl diese einen um Längen größeren Teil unseres Körpers darstellen.

Modelle, die eine solche Zuordnung von Körperoberfläche und Verarbeitung im Gehirn darstellen, werden auch als Homunkulus bezeichnet. An ihnen lässt sich sehr deutlich das Prinzip der Somatotopie erkennen.

Ähnlich ist übrigens die Verarbeitung von Sehen (Retinotopie) und Hören (Tonotopie) organisiert.